Bilder für den Jahres- bzw. Geschäftsbericht selbst fotografieren
Da selbst erstellte Bilder des Unternehmens für Ihren Geschäftsbericht authentischer und realitätsnäher als Fotos von Bildagenturen sind, sollten Sie die eigenen vorziehen. Das ist aber eine anspruchsvolle Aufgabe, da der Blick für gute Motive, bei der People-Fotografie die Feinfühligkeit gegenüber Menschen und eine gute technische Ausstattung benötigt werden, die auch richtig umgesetzt werden will.
Wie wichtig sind Bilder mit Menschen im Geschäftsbericht?
Die Kommunikation von Angesicht zu Angesicht ist nicht nur – aber vor allem in wirtschaftlich wie gesellschaftlich schwierigen Zeiten beliebt. Denn kaum etwas zieht mehr Interesse auf sich, als Gesichter. Es besteht sogar der Trend, dass immer mehr (reale) Mitarbeiter in Geschäftsberichten abgebildet werden. Wenn Sie dabei Ihre Beschäftigten direkt am Arbeitsplatz fotografieren, können authentische Bilder entstehen, und Sie sparen ganz nebenbei Modelhonorare. Der gesamte Kosteneinsatz ist dabei häufig geringer als bei anderen aufwändig entwickelten und fotografierten Bildkonzepten.
Aber: Die Bilder müssen auch attraktiv und natürlich wirken – und genau das ist eine sehr, sehr anspruchsvolle Aufgabe und aus verschiedenen Gründen nicht leicht. Zum einen sehen Mitarbeiter häufig nicht (immer) aus wie Models und lassen sich nicht gerne fotografieren, und zum anderen wirken Büroräume wie Fertigungsanlagen optisch eher selten fotogen. Auch ist es wichtig, auf ein ausgeglichenes Verhältnis von Frauen und Männern, deren Gleichberechtigung in dargestellten Szenen sowie auf einen einheitlichen Grafik-Stil und technische Details zu achten.
Welche Anforderungen Bilder in einem Geschäftsbericht erfüllen sollten
Wenn Sie Bilder erstellen, die sich für den professionellen Druck eignen, darf weder die Auflösung und der Farbraum zu gering, noch die Komprimierung zu stark sein. Hierbei gilt:
- Auflösung: 300 dpi bei einem Abbildungsmaßstab von 1 : 1
- Schärfe: Das Motiv muss eine ausreichend hohe Schärfe aufweisen – wenn der Hintergrund sich unscharf davon trennt, ist das vorteilhaft.
- Beleuchtung: Gleichmäßige Ausleuchtung mit wenig Schatten
- Personen: Die Abgebildeten sollten zumindest grob in Richtung der Kamera schauen (Achtung: keine Hinterköpfe zeigen). Sie sollten kein übermäßiges Make-up tragen; Puder jedoch ist gut, um Glanzlichter auf der Nase oder Stirn zu verhindern; zudem möglichst kein auffallender Schmuck und keine Brillen. Und ganz wichtig bei der Bekleidung: nichts Enggemustertes oder Karos!
- Produktshots: Möglichst auf einen neutralen Hintergrund achten!
- Umgebung: Störende, nicht gewünschte Objekte (Pflanzen, persönliche Gegenstände, Kleinteiliges) wegstellen!
- Logos: Bei der Bekleidung oder bei anderen Gegenständen sollten Labels und Bedruckungen, die nichts mit dem Unternehmen zu tun haben, nicht sichtbar sein oder später wegretuschiert werden.
Was zeichnet gute Abbildungen aus?
Das lässt sich nicht pauschal beantworten – aber je mehr fotogene Eigenschaften ein Bild besitzt, desto wirkungsvoller ist es:
- Ein interessanter und klarer grafischer Aufbau sowie deutliche Kontraste (wie hell/dunkel oder Farbkontraste)
- Eine Tiefe, die beispielsweise durch verschiedene Bildebenen, Perspektive (durch Fluchtlinien oder die Angabe eines dem menschlichen Auge bekannten Maßstabs) oder Schärfe vermittelt wird.
- Das Beschränken auf einen bestimmten Tiefenschärferaum, der um einen Raumeindruck zu erzielen, andere Bereiche unscharf erscheinen lässt, je weiter sie von der Schärfeebene entfernt ist.
- Ein stimmungsvolles, atmosphärisches Licht, dass das Motiv gleichmäßig beleuchtet und dessen Schatten entweder Volumen und Raum erzeugt oder zum selbstständigen Bildelement wird.
- Eine geschmackvolle und passende Motivfarbe und Farbgestaltung aller Bildelemente (z. B. homogen, pastellig, kräftig und komplementär) sowie Farbstimmung (kalt oder warm)
- Ein Bildhintergrund, der dabei unterstützt, die spezifische Atmosphäre des Bildes optimal zu transportieren. Meist ist es sinnvoll, ihn unaufdringlich, ruhig und leicht unscharf sowie in einem deutlichen Kontrast zum Bildmotiv zu halten, damit nichts vom Wesentlichen ablenkt.
Worauf Sie bei der Location und den Personen achten sollten
Anstatt „gespielter guter Laune“ ist es wichtig, glaubwürdige Kommunikation unter Mitarbeitern und evtl. zu Kunden darzustellen – und möglichst so authentisch, dass Betrachter weder das Gefühl haben, die Bilder seien inszeniert, noch dass die Mitarbeiter beobachtet werden. Hier gilt es kreativ zu sein und nach ungewöhnlichen Ideen zu suchen, besonders wenn das Büro nicht stylisch ist.
Was Sie machen können, wenn die Einrichtung zu wenig hergibt
Nicht jedes Unternehmen hat architektonisch aufregende Dependancen vorzuweisen, und Büroarbeitsplätze sehen quer durch unterschiedliche Branchen meist ähnlich aus. Hinzu kommt, dass Mitarbeiter an steril aussehenden Bildschirm-Arbeitsplätzen grafisch auch nicht so attraktiv wirken und dann häufig versucht wird, auf Biegen und Brechen ähnliche Symboliken wie zielorientiertes, effizientes Arbeiten und Seriosität zu vermitteln. Das wirkt dann schnell austauschbar und wenig ehrlich.
Hier ein paar andere Ansätze für ungewöhnliche Bürobilder:
- Stellen Sie dar, wie Ihre Mitarbeiter sich ihren Arbeitsplatz persönlich einrichten und aneignen (es gibt sicherlich noch mehr Attribute als die eigene Kaffeetasse).
- Mitarbeiter durch halb geöffnete Türen oder Jalousien fotografieren, und so das Gefühl des „Unbeobachtetseins“ vermitteln.
- Wählen Sie eine Inszenierung, die sich als roter Faden durch alle Bilder zieht. Vielleicht tragen dabei alle Mitarbeiter eine gleiche Kopfbedeckung, ein Kleidungsstück oder gar eine Maske.
- Stellen Sie den Arbeitsplatz frei, und ziehen Sie dann einen anderen Hintergrund ein, der überhaupt nichts mit der Bürosituation zu tun hat (Himmel, Strand, Wüste, Sehenswürdigkeit etc.).
Portraits vom Vorstand und der Geschäftsführung: Keine leichte Aufgabe
Ob von der Unternehmensführung oder normalen Mitarbeitern: Portraits gelten sicherlich zu den schwierigsten fotografischen Gebieten – und nicht jeder Mensch ist fotogen und lässt sich gerne ablichten. Die Leser des Geschäftsberichts möchten aber erfahren, welchen Führungskräften sie ihr Kapital, ihre Einlagen oder Fördermittel anvertrauen sollen. Deshalb sollte man beim Fotografieren behutsam vorgehen und beim Erstellen der Portraits auf Folgendes achten:
- Das Bild sollte Erfahrung, Individualität und Authentizität vermitteln – und dabei möglichst zufällig, natürlich und wenig gestellt wirken.
- Auch Kleidung, Accessoires und Mimik geben Auskunft über einen Menschen. Vielleicht geben Sie der Person etwas in die Hand, was für ihre Aufgaben spricht, wie beispielweise Werkzeuge, Stifte, Prototypen oder Metaphern, die für etwas stehen (wie ein Globus), oder lassen sie die Produkte, Materialien oder Drucksachen des Unternehmens prüfen.
- Es muss nicht immer „nur“ ein Portrait sind –wieso vergrößern Sie nicht das Format und stellen eine Szene dar? Im Hintergrund sollte dann allerdings kein steriler Fond oder anonymer Konferenzraum zu sehen sein. Denn das eigene Büro oder die Produktionsanlage des Unternehmens sagt bestimmt mehr über die Person aus. Es gibt derzeit einen Trend zu einer stärkeren Inszenierung und Experimentierfreude: Ob vor dem Werkstor, auf der grüne Wiese oder einem Baufahrzeug, im Wald, als Steuermann auf einem Schiff, beim Schachspielen, Zerschneiden des Absperrbandes zur Eröffnung neuer Produktionsanlagen oder in der Kulisse einer Theaterbühne – die Geschichte muss passen …
> Liste mit ausgesuchten Portraitfotografen
Wie Sie die Rechte bei selbst erstelltem Bildmaterial absichern
Haben Sie schon einmal an das Szenario gedacht, welche Folgen der Austritt eines Mitarbeiters haben könnte, der in dem Geschäftsbericht abgebildet wird und Ihnen die weitere Publikation Ihres aktuellen Geschäftsberichts untersagt?
Eine weitere Gefahr droht auch bei Models, die für Ihr Unternehmen vor der Kamera stehen. Deshalb sollten Sie schon beim Shooting bzw. vor der Erstellung von Bildern die Rechte sichern und eine sog. „Verzichtsleistungserklärung“ unterschreiben lassen. Für minderjährige Auszubildende brauchen Sie die Einverständniserklärung der Eltern.
(Alle Angaben ohne Gewähr)