Trend zur integrierten CSR-Berichterstattung: Nachhaltigkeits- und Geschäftsbericht in einem
Da Nachhaltigkeit zunehmend eine wichtige Rolle bei der Beurteilung von Unternehmen spielt, entstanden in den 1990er Jahren Nachhaltigkeitsberichte als Fortentwicklung von Umweltberichten. Neben dem Geschäftsbericht gehören Nachhaltigkeitsberichte zu den wichtigsten Medien der jährlich veröffentlichten Berichterstattung von Großunternehmen und Organisationen.
Im englischen Sprachraum wird von der globalen Entwicklung einer gesellschaftlichen Unternehmensverantwortung als „Corporate Social Responsibility“ (CSR) gesprochen. In Deutschland hat sich bei der Berichterstattung der Begriff Nachhaltigkeitsbericht durchgesetzt.
In den letzten Jahren setzt sich die Entwicklung fort, so dass sich Nachhaltigkeitsberichte auch nicht mehr nur an Analysten wenden, sondern durch das zunehmende allgemeine Interesse, ebenso an die breite Öffentlichkeit.
Wer erstellt Nachhaltigkeitsberichte?
Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern, die kapitalmarktrelevant oder von besonderer öffentlicher Bedeutung sind, werden durch eine neuere EU-Verordnung verpflichtet, über ihr nachhaltiges Handeln zu berichten.
Neben diesen Großunternehmen erwarten aber auch viele Leser Informationen zur Nachhaltigkeit von Unternehmen, die nicht verpflichtet sind, über das Thema zu berichten. Der Druck auf Unternehmen steigt, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Und so sollte sich die Idee, was dem Unternehmen nutzt – nutzt auch der Gesellschaft, ergänzen und zur Strategie werden, die ökonomische, ökologische und soziale Unternehmensziele ausbalanciert.
Besonders stehen mittelständische Unternehmen, wie z. B. die Zulieferer-Branchen, zunehmend in der Pflicht, Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen, da die abnehmenden Großkonzerne die Einhaltung ökologischer und sozialer Standards einfordern. Aber auch Unternehmen, die auf Aufträge aus der öffentlichen Hand hoffen, sollten in jedem Fall das Thema Nachhaltigkeit stärker in die Berichterstattung rücken. Zudem erhöht eine Nachhaltigkeitsberichterstattung die Glaubwürdigkeit von Unternehmen, die besonders in den Brennpunkten von Energie und Umwelt tätig sind.
Welche Themengebiete werden in Nachhaltigkeitsberichten behandelt?
Nachhaltigkeitsberichte verfolgen das Ziel, Fortschritte in folgenden Bereichen festzuhalten:
- Performance/Ökonomie: Die Schwerpunkte liegen in den Bereichen womit und wieviel ein Unternehmen umsetzt, die Transparenz der Berichterstattung, die Qualität der Unternehmensführung und -strategie sowie die Ausrichtung des Unternehmens auf die Zukunft.
- Mitarbeiter: Der Fokus liegt auf der familienfreundlichen Ausrichtung des Unternehmens, aber auch auf Themen wie der Anteil von Frauen im Management, Personalentwicklung und Altersstruktur, Fortbildung, Transparenz der Entlohnung sowie Unterstützung einzelner Mitarbeiter in schwierigen persönlichen Situationen. Zu den weiteren sozialen Kriterien zählen beispielsweise Maßnahmen gegen Kinderarbeit (auch bei den Zulieferern).
- Gesellschaft: Dazu gehörende Themen sind soziales Engagement und Beteiligung an politischen Debatten, Transparenz, Integration der CSR-Aktivitäten in die Gesamtstrategie sowie Stellungnahmen zum Thema Korruptionsbekämpfung.
- Umwelt: Zu den Parametern, die vornehmlich im produzierenden und verarbeitenden Gewerbe betont werden, zählen die Öko-Performance, der Dialog mit der Öffentlichkeit sowie ökologische Innovation unter Berücksichtigung von Umweltaspekten entlang der Wertschöpfungskette.
Welche Richtlinien bieten sich zur Aufstellung eines Nachhaltigkeits-/CSR-Berichts an?
Bei der Beurteilung der Nachhaltigkeitsberichte stehen die Leser jedoch häufig (noch) vor dem Problem der Vergleichbarkeit des Zahlenmaterials. Denn es gibt für Unternehmen, die Nachhaltigkeitsberichte erstellen, mehrere Kriterien-Kataloge, die je nach Unternehmensgröße und Fokussierung genutzt werden:
- Die Global Reporting Initiative (GRI) sieht sich als Vorreiter für eine weltweite Standardisierung der Berichterstattung und hat sich am ehesten als Standard durchgesetzt. Sie setzt auf einen kontinuierlichen Dialog.
- Die Standards der UN Global Compacts überschneiden sich teilweise inhaltlich mit denen der GRI, haben jedoch unterschiedliche Schwerpunkte.
- Eine Alternative bieten die Kriterien der Deutschen Vereinigung der Finanz-Analysten (DVFA) mit dem Ansatz, der die Fähigkeit von Unternehmen beurteilt, Gewinne zu erzielen, ohne Ressourcen zu sehr auszuschöpfen.
- Wenn es um die Bewertung kleiner oder mittelständischer Unternehmen geht, bietet das Berliner Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und die Unternehmensvereinigung future e. V. ein differenziertes Anforderungsprofil.
Greenwashing-Gefahr ernst nehmen
Gerade wenn es um Themen wie Umwelt, Ökologie und Arbeitsbedingungen geht, reagieren Medien und Verbraucher sehr sensibel. Unternehmen aus Branchen wie beispielsweise Energie, Mobilität und Pharma waren in der jüngeren Vergangenheit nicht gut beraten, ihr nachhaltiges Handeln stark zu betonen oder sich einfach ein „Blümchen ans Logo“ zu setzen. Werden sie dann ertappt, doch nicht immer so korrekt wie vorgegeben gehandelt haben, ist die Empörungswelle groß. Nur Ehrlichkeit zahlt sich langfristig aus. Und den Wandel des Unternehmens als Prozess darzustellen, gilt als Chance und verringert zugleich das Risiko der Anfechtbarkeit.
Der Hybrid-Bericht: Nachhaltigkeits- und Geschäftsbericht in einem
Es vollzieht sich derzeit der Trend einer stärkeren Integration der Inhalte von Nachhaltigkeitsberichten in den Geschäftsbericht, die zuvor eher getrennt dokumentiert wurden.
Dies hat für die Unternehmen aber auch zur Folge, dass auch die im Lagebericht integrierten Kennzahlen und Inhalte aus dem CSR-Bereich durch Wirtschaftsprüfungsgesellschaften testiert werden müssen. Damit werden diese Daten auch einklagbar, was wiederum als besonders glaubwürdig gilt. Als weltweit operierender Konzern hat dies 2007 BASF zum ersten Mal umgesetzt.
Viele bemängeln an dieser Entwicklung, dass dadurch Geschäftsberichte noch umfangreicher werden würden. Dennoch sind wir davon überzeugt, dass das Thema für den Geschäftsbericht immer wichtiger wird.
Wo bringen Sie das Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Geschäftsbericht unter?
Wenn ein Unternehmen ein integriertes Reporting wählt, orientiert sich die Struktur an einen üblichen Geschäftsbericht, und dem Lagebericht wird ein eigenständiger Bereich mit den Nachhaltigkeitsthemen hinzugefügt.
Unternehmen, die nicht verpflichtet sind, einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen, aber trotzdem diese Inhalte in ihren Geschäftsbericht integrieren, nutzen dafür häufig den Image- beziehungsweise Magazin-Teil.